„Wir sind die Hautevolee“ singt Rainhard Fendrich und nimmt damit musikalisch die Oberflächlichkeit der so genannten feinen, besseren Gesellschaft auf die Schippe. Aktualisieren müsste er heute seinen Text, denn nicht mehr allein die Oberschicht reckt und streckt sich nach äußerlichen Idealen (wie auch immer die definiert sind …). Auch Nadja-Normal-Verbraucherin steht der Sinn nach Schönerem. Da wünscht man sich schon mal einen neuen Busen zum 18. Geburtstag. Und als Mittzwanzigerin kann man sich nach dem ersten Kind den kleinen Bauchansatz im Nu wegoperieren lassen. Macht ja flach – und das ist angesagt. Und weil Frau schon mal dabei ist, bestellt sie beim Schönheitsdoc auch gleich noch den begehrten Schmollmund. Schließlich: Dicke Lippen will Mann küssen, sagt der Zeitgeist. Mein Kopf soll schöner werden, meint daraufhin die manipulierte Damen und begibt sich in die Hände des Lift-Boys. Sie sollte lieber mal das Innere ihres Schädels überprüfen lassen.
In Zwangsrolle hineinkomplimentiert
Wer nicht gleich im OP schmale Lippen verlieren und Silikon gewinnen will, freundet sich mit der kleinen Lösung an. Und die heißt heutzutage: Mieder der Superlative. Da sülzt sich in einer Frauensendung (!) im TV ein graubefrackter Typ mit bierversorgtem Leib aus über weibliche Problemzonen und wie Frau diese doch wegstecken kann. Nur halb so viel einzwängen wie früher müsste sie sich heute, sagt der Mann mit dem sicherlich teuren Bauch. Sind das magere Zeiten. Endlich auch eine Antwort auf die Frage, warum es heutzutage allerorten so stressig ist. Wir vergeuden Zeit für Oberflächlichkeit.