
An Tagen wie diesen laufe ich durch sonnige Herbststraßen und „reise“ in kurzen Pausen zwischen beruflichen Gedanken und Terminwirrwarr im Kopf in meine Kindheit. Da war es um diese Jahreszeit schwer angesagt, Kastanien zu sammeln und stolz die erbeuteten Laubbaumfrüchte nach Hause zu tragen. Schließlich waren diese hart erarbeitet. Wir Kinder machten ein regelrechtes Wettrennen um die Sammelaktionen – und an den meisten bekannten Baumstandorten war demzufolge noch nicht mal mehr eine klitzekleine Kastanie zu finden. Triumphierend ging man in die Runde, hatte man bei Ausflügen auswärts einen Baum ausgemacht, der noch ein paar Früchtchen aufbieten konnte. Und nach all dem Rummel um die kleinen Herbstboten gab’s dann daheim noch das Bastelvergnügen. Eine tierisch gut aufgestellte Truppe aus Kastanien brachte man auf diese Art und Weise in die Setzkästen oder auf andere dekorative Ausstellungsplätze. Natürlich, um die Frage „Ist das schick oder kann das weg?!“ lässt sich streiten. Aber wir Kinder liebten unsere Kastanientradition und gingen mit Vorfreude in den Herbst.
Heute laufe ich durch bekannte Straßen in Hannover und trete allerweil auf die Dinger, die ich doch als kleines Mädchen so heiß begehrt hatte. Überreif sind sie, achtlos fristen sie ihr unbebasteltes Dasein auf dem Boden. Und ich bin etwas wehmütig, denke, dass die schöne Tradition doch vielleicht mal ein gutes Äquivalent wäre zu „Sims“ und Co.. Klar, Computerspiele haben ihre Berechtigung, können Phantasie fördern und auch lehrreich sein. Doch als Ausgleich zum Daddeln könnte doch mal wieder die vergessene Baumfrucht am Start sein. Also: Hey Kids, wie wär’s? Socken scharf machen und eine gediegene Kastanien-Challenge planen – dann kann einem auch mal eine Bambusleitung völlig schnuppe sein. Den nächsten Facepost könnt Ihr später noch lesen. Und wenn ich mit dieser Ansicht Retro bin, dann ist mir das echt rille.