Optimismus ist angesagt 2019. Die Wirtschaft sieht angeblich mit viel Wohlwollen der Zukunft entgegen – der „gemeine“ Bürger steht abwartend daneben, und der durchschnittliche Student, so vermittelt uns eine Studie, schätzt die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen wie auch die eigenen Chancen positiv ein.
Und wie reagiert die Modewelt bei so viel Glückseligkeit: In dieser setzt Mann beziehungsweise Frau auf Weiß. Ja, warum wohl?“ Weil „schwarz sehen“ eben so was von out ist, dass die krasse, komplette „Scheinhelligkeit“ bei den Stoffen, aus denen die Modeträume 2019 sind, gerade genug ist. Ja, die weiße Linie ist jetzt gerade auf dieselbige der Starmodels maßgeschneidert. Der Designer neuen Kleider verheißen den Start in ein reines Zeitalter, das Unschuldigkeit verspricht, wo diese Gewinn bringend ist.
Schließlich lässt’s sich leichter gesellschaftspolitisch nach vorn schauen, wenn man Missstände in der einfach mit der Optimismus-Parole nicht kompatiblen, in der realen Gesellschaft ignoriert. Ein Grundsatz der Politik im Übrigen. Die Damen und Herrn der so genannten Staatskunst allerdings sieht das Volk eher in Schwarz als in schneefarbenem Reinheitslook gewandet. Entlarvt durch textile Tradition?! Unschuldiges Weiß ist eben doch in den Tempeln der tagenden Volksvertreter fehl am Platze.
Das bleibt wohl, bei aller Ansage der textilen Trends für dieses Jahr, die Taft- und-Tüll-Einfärbung fürs Bräuteschema. Die heiratswilligen Damen wirken halt besonders sanft und romantisch, präsentieren sie sich als Hochburgfräuleins für weiße Roben. Die Braut, die sich traut, als unschuldiges, holdes Wesen mit Porzellanteint (jedenfalls im Stoff)? Vielleicht! Wer den Trend nicht verpennt, den die großen Designer als Maxime ausgeben, demonstriert auf alle Fälle die Unschuldigkeit aller Anfänge.
Weiß auf der Haut als kollektive Aussage: „Wir sind ein optimistisches Volk.“ Wenn’s das Land wirklich allgemein stärker macht, umso besser. Wenn’s allerdings nur Ablenkung darstellt von den dringend zu tätigen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Aufräumarbeiten in unserem Lande, dann, ja, dann, sehen wir bald ganz schön blass aus. Auch ohne Weißmacherei.