Mal ein bisschen Müll abbauen

Höher, schneller, weiter … So geht’s zu in unserer Welt. Alles Dagewesene muss nochmal getoppt werden. Nichts ist gut genug, so scheint es. Natürlich ist es entwicklungsspezifisch notwendig, dass der Mensch ehrgeizig ist. Für viele gute Dinge, geniale Erfindungen wäre der Weg niemals geebnet worden. Und sowieso wären wir ohne Antrieb allesamt höchstwahrscheinlich auf den Laufstegen der Höhlen unterwegs. Doch warum kann der Mensch das sinnvolle Maß nicht finden? Warum muss es immer noch weiter hinauf gehen, wenn beispielsweise der Sprung-Athlet dort nur noch mit unterstützender, nicht gerade gesundheitsfördernder Medikation hingelangt? Für mich sind diese ungesunden Rekorde keine Erfolge, sondern reiner Wahnsinn. Höher, schneller, weiter soll es auch für die Menschen im Alltag gehen. Sekündlich, so scheint es, sollen wir die Informationsflut dieser Welt filtrieren und diese nach Möglichkeit auch noch liken oder eben mit einem Shitstorm bedenken, diese verarbeiten, im Hirn bewegen, verdauen, speichern oder ausscheiden. Auch das der reine Wahnsinn. Aber als Normalität im Alltag anerkannt. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen an Burn-Out und Co. erkranken.

Der Mensch schafft sich seine eigenen Müllberge, nicht nur im Wortsinne, sondern auch im übertragenen. In der Infooffensive der neuen Medien steckt nämlich genauso viel Überflüssiges wie im Abfallaufkommen der Deutschen. Das betrug 2018 rund 417,2 Millionen Tonnen, 1,2 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Und so wie der Unrat der Reste und des Ramschs steigen, so nimmt auch der gedankliche Schrott zu. Und das wiederum hat ebenfalls etwas mit dem Ehrgeiz des Menschen zu tun. Der Fortschritt – eben die schnelle Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik, die globale Vernetzung des Wissens sowie die Zunahme der Publikationsformen – sorgt für die Informationsüberflutung. Auf den ersten Blick wirkt die Vielfalt der Nachrichten wie ein Gewinn, doch in letzter Konsequenz verursacht der Haufen  an nicht recherchierten, unqualifizierten Nachrichten eher eine Passivität bei dem Empfänger. Die Überlastung führt zur Entscheidungsunfähigkeit. Damit stellt sich der Mensch einmal mehr ein Bein. So wie bei den sportlichen Rekorden: bei denen Athleten an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit gehen, um den kurzen Erfolg zu haben. Der heute noch kürzer ist als je zuvor: weil eben auch dieser in der Informationsflut untergeht.

Und darum heißt die Devise wie auch schon  in der Urzeit: in sich hineinhorchen. Geht es um Bewegungsaktivitäten, meldet der Körper selbst, wann es ihm zu viel wird. Und wer auf dieses Zeichen hört, schluckt keine Pillen, um seinen Körper, seinen eigenen Motor, auszutricksen. Und leidet man unter dem Nachrichten-Wirrwar – einfach mal ein paar Kanäle ausschalten und sich ausschließlich bei seriösen Quellen informieren. Das macht klug und belastet nicht. Im Gegenteil: Wer hochwertige Nachrichten bewusst verwertet, ist gerüstet für anspruchsvolle Diskussionen und wirklich gute neue Ideen für eine humane Zukunft.